Großfeuer bei Procontour beschäftigt die Feuerwehr auch am Tag danach. Wegen Einsturzgefahr sind Glutnester schwer erreichbar.
Rietberg. Der Großbrand beim Möbelhersteller Procontour am Dienstag in Neuenkirchen hat die Feuerwehr auch am Tag danach noch bis zum späten Nachmittag beschäftigt. „Wir haben versucht, die letzten Glutnester zu löschen. Ich gehe davon aus, dass das Feuer komplett aus ist“, sagte Matthias Setter von der Feuerwehr Rietberg am Mittwoch gegenüber der NW. Der Stadtbrandinspektor hatte den Großeinsatz geleitet.
Die Feuerwehr hat am Mittwoch letzte Glutnester gelöscht.
Wie berichtet, war am Dienstagmorgen um 9.19 Uhr bei Feuerwehr und Polizei ein Alarm ausgelöst worden. Trotz eines massiven Löscheinsatzes durch mehr als 200 Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis Gütersloh wurde ein Großteil der Fertigungshallen an der Detmolder Straße ein Raub der Flammen und ist nicht mehr zu retten. Nur gut ein Drittel der Hallen konnte offenbar gerettet werden.
Zwei Drittel der Fertigungshallen von Procontour sind nach dem Brand einsturzgefährdet und müssen abgerissen werden.
Das Verwaltungsgebäude und der dahinter befindliche Maschinenpark blieben dagegen verschont. „Was im Einsatz möglich war, haben wir möglich gemacht. Wir sind froh, dass es uns gelungen ist, den Maschinenpark zu halten“, sagte Martin Setter und betonte, dass glücklicherweise keine Personen zu Schaden gekommen seien: „Das ist das Wichtigste.“ Der Einsatz habe gut geklappt, die Zusammenarbeit mit den anderen Feuerwehren, dem THW und dem DRK gut funktioniert. „Die Intensität des Feuers war enorm. Das Ergebnis ist für das Unternehmen natürlich niederschmetternd, doch anders war der Brand nicht handelbar“, betonte Setter.
Nachdem 20 Feuerwehrleute des Löschzuges Neuenkirchen über Nacht am Brandort Wache gehalten hatten, wurden das Firmengelände und die Gebäude am Mittwochmorgen durch Mitarbeiter von Procontour, der Feuerwehr sowie von einem Architekten, einem Bauunternehmer und einem Abbruchunternehmer begutachtet. Setter: „Es wurde unter anderem besprochen, wie es weitergeht und wie die Arbeiten in den nicht betroffenen Gebäuden wieder anlaufen können.“ Die Brandruine selbst ist einsturzgefährdet und muss abgerissen werden. „Hier müssen Gebäudeteile gesichert werden“, sagte Setter.
Eben wegen der Einsturzgefahr war es für die Feuerwehrleute am Mittwoch nicht einfach, die Brandnester zu löschen. Direkt in die Hallen kamen sie nicht hinein, Bagger entfernten Metallteile und Seitenverkleidungen, um den Zugang zu erleichtern. „Wir versuchen, das abzulöschen, was geht“, war aus dem Kreis der freiwilligen Helfer zu hören. Aus Sicherheitsgründen soll der spätere Abriss unter Aufsicht eines Statikers erfolgen.
Auf Nachfrage der NW, ob durch das Löschwasser möglicherweise giftige Substanzen in den Boden oder in den in unmittelbarer Nähe fließenden Sennebach gelangt sein könnten, erklärt Neuenkirchens Löschzugführer Michael Schnatmann: „Nein. Am Anfang der Löscharbeiten am Dienstag haben wir das Löschwasser, so lange es ging, in einem Graben gesammelt und wiederverwertet.“ Inzwischen stehen auf dem Betriebsparkplatz sieben riesige Container, die das aufgesaugte Löschwasser aufnehmen. Später soll geprüft werden, inwieweit es in der Kläranlage gereinigt werden kann oder ob es in die Sonderentsorgung gehen muss. „Der Sennebach dürfte verschont geblieben sein“, so Michael Schnatmann.
Das Löschwasser wird in riesigen Containern gesammelt, auf Schadstoffe geprüft und gegebenenfalls entsorgt.
Die Feuerwehr vermutet, dass der Brand im Papplager ausgebrochen ist. Die Kriminalpolizei war am Dienstag vor Ort und hatte mehrere Augenzeugen befragt. Wegen der Einsturzgefahr war eine Begehung des Brandortes für die Beamten noch nicht möglich. „Die Begehung soll wohl am Donnerstag stattfinden, wenn sich die Gebäude abgekühlt haben. Vorher können wir zur Brandursache nichts sagen“, berichtete Henrike Lüdke von der Kreispolizei Gütersloh. Auch die Schadenshöhe ist weiterhin offen.
„Neue Westfälische, 2. Dezember 2021. Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion."
Autor: Markus Voss und Fotos Birgit Vredenburg.